Gerhard vom Standort Globe Schwäbisch Hall ist an der Lungenkrankheit COPD erkrankt und hat zusätzlich noch eine Gehbehinderung. Dass trotz alledem parkrun für ihn einmal eine so große Rolle in seinem Leben spielen würde, hätte er sicher nie für möglich gehalten. Hier erzählt er uns seine Geschichte:
Meine parkrun – Geschichte begann bei der Suche nach Radreiseberichten auf YouTube. Dabei stolperte ich über den Bericht eines Andreas Beseler, kurz Besi genannt, und seinen Freunden, die mit Rennrädern von Rodgau bis Barcelona fuhren. Das allein haute mich noch nicht aus den Socken. Nein, es war die Geschichte von eben diesem Besi. Zu seinen Freunden gehörten auch eine Gabi und ein Stefan, kurz “Sandale” genannt. Die beiden wohnten in meinem Landkreis und waren nicht nur mit dem Rad sondern auch mit Laufschuhen unterwegs.
Um die Osterzeit 2019 herum traf ich die beiden persönlich und sie erzählten mir, dass in Schwäbisch Hall ein parkrun eröffnet werden sollte und sie sich da engagieren würden. Da ich am Samstagmorgen sowieso mit meinem Fahrrad unterwegs war, nahm ich die Gelegenheit wahr und schaute beim Testlauf des geplanten parkruns vorbei.
Gabi erklärte mir ausführlich, was parkrun ist und worum es dabei geht. Nun fallen ja aufgrund meiner Behinderungen laufen, joggen und walken für mich aus, aber sie meinte, das wäre kein Problem. Schließlich ist parkrun eine inklusive Veranstaltung, da können alle mitmachen und dabei sein, und für mich gibt es genügend Helferpositionen. Fortan war ich Mitglied im Kernteam des parkrun Globe Schwäbisch Hall.
Zu sehen, wie sich alle gemeinsam für die Sache engagieren, hat mich beeindruckt und mitgerissen. Ich durfte während der Testläufe als Schlussbegleiter mit Fahrrad im Schritt-Tempo mitmachen und konnte nun erleben, wie so ein parkrun entsteht.
Und dann war er da, der große Tag: Erster offizieller Globe parkrun in Schwäbisch Hall! Gäste mit Erfahrung aus anderen Standorten unterstützten uns bei diesem ersten offiziellen Lauf, worüber wir uns freuten und dankbar waren, nimmt es doch ein wenig von der inneren Anspannung. Zu sehen, wie dem Kernteam ein Stein vom Herzen fiel, trieb mir Tränen der Freude in die Augen. Und auch an diesem Tag durfte ich als Helfer dabei sein, ein unvergessliches Erlebnis für mich!
Nach diesem Start sind wir – unterbrochen durch die Zeit der Pandemie – beim 135. parkrun angekommen. Für mich ist das der 100. parkrun als Helfer. 98 hier an meinem Heimatstandort in Schwäbisch Hall. Einmal war ich als Gast in Wien und erst vor ein paar Wochen beim 1. Start des neuen Wertwiesen parkrun in Heilbronn.
Auch das war einer dieser Gänsehautereignisse. Wenn man erlebt, wie sehr sich einige wenige für etwas stark machen, dieses dann auch gelingt und man die entspannten freudigen Gesichter der Beteiligten sieht. Feuchte Augen sind garantiert, ja!
100 mal parkrun, das bedeutet für mich jeden Samstagmorgen mindestens je 15 km mit dem Rad zum Startort und später wieder nach Hause. Ich nehme zur Abwechslung verschiedene Routen, hochgerechnet ergibt das zusätzlich 3.000 km mit dem Rad. Lediglich in den Wintermonaten nehme ich für eine Teilstrecke zusätzlich den Bus, da Temperaturen unter 0° sehr schlecht für meine COPD sind.
Im Jahr 2020 habe ich beim Betrachten eines Bildes, das mich bei der Hochzeit einer Nichte zeigt, festgestellt, dass es so nicht weitergehen kann. Ich wog über 140kg. Es reichte! Ich beschloss, etwas an meiner Ernährung zu ändern. Ich wollte aber auf nichts verzichten, sondern ab sofort einfach nur weniger und gesünder essen. Mal sehen, ob das funktionieren würde…
Und tatsächlich, es hat funktioniert: die Ernährungsumstellung und die zusätzlichen 3.000 km mit dem eBike ergeben – neben weiterer Steigerung der Radzeiten – seit 2020 eine Abnahme von 42kg auf knapp über 100 kg!
Für diese Entwicklung bin ich mehreren Menschen sehr dankbar: allen voran Gabi und Stefan, die mich zu parkrun gebracht haben und mir dadurch den Impuls gaben, mehr Rad zu fahren. Heute, mit 40 kg weniger Gewicht, fällt mir vieles leichter. Ich kann Anstiege mit dem E-Bike bewältigen, von denen ich es nicht geglaubt hätte, sie je zu schaffen. Mein Diabetes ist weg. Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Und ich habe angefangen, zu träumen, und auch dran zu glauben, dass meine Träume einmal wahr werden können. Unter anderem wünsche ich mir, die Original-Strecke des Ötztal Radmarathons mit meinem E-Bike zu befahren, eine Flußradreise steht auch auf meiner Wunschliste.
parkrun hat mein Leben nicht nur unendlich bereichert und mir einen großen Freundes- und Bekanntenkreis beschert. parkrun hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich gesünder, fitter, glücklicher und selbstbewusster bin.
Apropos Selbstbewusstsein: Anfangs habe ich gesagt, ich würde jede Helfertätigkeit übernehmen, aber niemals die Laufleitung. Mittlerweile muss ich revidieren. Mein erster Laufleiter-Einsatz ist schon geplant!
100 Helfereinsätze habe ich mittlerweile und arbeite jetzt auf die nächsten 150 Einsätze hin. Das grüne Helfer-Shirt ist schon auch sehr hübsch…
#liebeparkrun